Weinfelden, 25.9.23 (Red.). Nebst der historischen Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs in der katholischen Kirche braucht es strukturelle Veränderungen im System. Der Kirchenrat der katholischen Landeskirche Thurgau fordert mehr Kontrollen und den Einbezug von externen Fachpersonen.

In den letzten Tagen und Wochen rollte eine Welle mit unzähligen Meldungen zum Thema Missbrauch in der katholischen Kirche durch die Schweiz. Das waren einerseits die Ergebnisse des Pilotprojekts der Uni Zürich, zudem veröffentlichten diverse Medien weitere Fälle und Vorwürfe gegen mehrere Bischöfe. Viele Gläubige, aber auch kirchliche Mitarbeiter*innen und Ehrenamtliche nehmen den kirchlichen Verantwortungsträgern die minimalen Massnahmen und den angesprochenen Kulturwandel nicht ab.

Am 19. September hat das Präsidium der Römisch-Katholischen Zentralkonferenz der Schweiz (RKZ) Vorschläge für weiterführende griffigere Massnahmen vorgestellt. Diese sind aktuell in der Vernehmlassung bei den kantonalkirchlichen Körperschaften. Voraussichtlich Anfang Dezember beraten die Mitglieder der RKZ die vier Vorschläge. Der Kirchenrat bewertet die vorgeschlagenen Massnahmen als überzeugend und nachhaltig. Kirchenratspräsident Cyrill Bischof ergänzt: "Bis zur Plenarversammlung Anfang Dezember geht es zu lange. Wir wollen ernst machen und keine Zeit verschwenden."

Machtverteilung, Kontrolle und Transparenz

Das Präsidium der RKZ schlägt folgende Massnahmen vor: 

  • Eine externe Fachperson für die Voruntersuchung von Bischof Joseph Bonnemain gegen seine Bischofskollegen.
  • Die Erweiterung der geplanten schweizweiten unabhängigen Meldestelle um eine Kontrollfunktion.
  • Die Errichtung eines interdiözesanen kirchlichen Strafgerichtshofs mit Beteiligung der RKZ und unter Einbezug von Frauen, Familienleuten und Fachpersonen.
  • Partnerschaftliches Leben ist Privatsache und soll – abgesehen vom Zölibat verpflichtete Personen – weder anstellungs- noch kündigungsrelevant sein.

Der Kirchenrat der katholischen Landeskirche Thurgau unterstützt die vorgeschlagenen Massnahmen und geht noch einen Schritt weiter. Zusätzlich formuliert der Kirchenrat folgende Forderungen: 

  • Partnerschaftliche Zusammenarbeit in der dualen Struktur, indem synodale Strukturen geschaffen werden, welche Kompetenz- und Machtverteilung zulassen.
  • Forderung nach Ausnahmen im partiellen Recht innerhalb der Kirche Schweiz hinsichtlich der Zulassung zu den Weiheämtern, dass diese nicht mehr an eine bestimmte Lebensform und Geschlecht gebunden ist. 
  • Aufforderung an die Bischöfe, rechtzeitig zu erkennen, wann persönliche Konsequenzen gezogen werden müssen.

Dem katholischen Kirchenrat Thurgau ist es ernst. Er möchte den Druck auf Veränderungen aufrechterhalten und nicht einfach abwarten, bis irgendwelche Entscheidungen von oben getroffen werden. Generalsekretärin Michaela Berger-Bühler bringt es auf den Punkt: "Wir möchten aktiv dazu beitragen, die Glaubwürdigkeit der Kirche (in dieser Krise) zu stärken."

Manuel Bilgeri

Cyrill Bischof und Michaela Berger-Bühler
Quelle: Manuel Bilgeri
Generalsekretärin Michaela Berger-Bühler und Kirchenratspräsident Cyrill Bischof vor dem Sitz der Landeskirche in Weinfelden. Sie wollen dazu beitragen, dass in der Kirche Schweiz nicht nur die Fassade erneuert wird, sondern eine Kernsanierung stattfindet.

Kommentare

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Dietrich Wiederkehr

28.09.2023, 10:34

ist doch interessant ROM mischt sich immer unzeitig in ortskirchliche probleme ein.aber jetzt wo diese ortskirchen aus-baden müssen was ihnen uns allen ROM an verweigerten problem -lösungen eingebrockt hat.jetzt tuet ROM keis muul abenand.diese geschwätzige


weltkirche ist stumm.

Seredselige welt=zentral kirche ist stumm





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