Weinfelden, 23.1.24. (Red.). Nach 13 Jahren als leitender Redaktor verlässt Detlef Kissner das Pfarreiblatt forumKirche. Sein Nachfolger heisst Klaus Gasperi. Nach einer zweiwöchigen Einführungszeit hat Gasperi die Leitung am 23. Januar übernommen.

«Viel gelernt»

Als ich am 1. Dezember 2010 bei forumKirche begann, hoffte ich, hier im Thurgau keinen so strengen Winter erleben zu müssen wie auf der Schwäbischen Alb. Weit gefehlt. Es fiel damals sehr viel Schnee – auch im Thurgau. Das war ein erster Eindruck, dem noch viele folgen sollten. 

Meine Aufgabe als Redaktor führte mich in schmucke Städtchen, in abgelegene Gegenden und an bezaubernde Orte. Nach all den Jahren – und manchen unfreiwilligen Umwegen - kann ich behaupten, dass ich mich im Thurgau und in Schaffhausen auskenne. Den Bodensee und den Alpstein habe ich in dieser Zeit besonders schätzen gelernt. 

Meine journalistische Arbeit brachte mich auch mit vielen interessanten Gesprächspartner*innen zusammen. Geflüchtete aus der Ukraine vertrauten mir ihre Geschichte an, ich durfte eine Theaterprobe mit Menschen mit Beeinträchtigung erleben, die mich sehr berührte, engagierte junge Umweltaktivistinnen erzählten mir, wie sie sich für den Klimaschutz einsetzen wollen, eine 90-Jährige blickte auf ihr Leben mit den Kindern und Enkelkindern zurück. Ich erhielt Einblicke in Palliative Care, in die Bildhauerei, in die Arbeit eines Bergbauern und in die Reinhaltung von Gewässern. Ich konnte Künstlerinnen, Philosophen, Arbeitslose, Juristinnen und Neupriester befragen. Die Begegnungen mit all diesen Menschen haben mich bereichert. 

Meine Aufgabe bei forumKirche ermöglichte mir zudem einen Einblick in eine andere Art des Kircheseins. Ich erinnere mich noch gut daran, wie ich an der ersten Synodensitzung der Landeskirche Thurgau teilnahm. Ich war sehr beeindruckt, wie diszipliniert die Debatten in diesem 80-köpfigen Parlament verliefen und wie zielstrebig man zu Entscheidungen kam. So etwas hatte ich in meiner Heimatdiözese noch nie erlebt. Kirche kann also durchaus demokratisch sein. 

Für all diese Begegnungen, Erlebnisse und Erfahrungen in den vergangenen 13 Jahren bin ich sehr dankbar. Ich nehme einen grossen Schatz mit, von dem ich noch lange zehren werde. Dankbar bin ich auch für die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit meinen Kolleginnen und Kollegen in dieser Zeit. Ohne sie wären mir manches Mal die Ideen ausgegangen, wäre ich vor mancher Aufgabe verzweifelt. Ich hatte das Glück, mit sehr kompetenten und offenen Menschen zusammenarbeiten zu dürfen.
Schliesslich möchte ich auch Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, danken – für Ihr Interesse, für Ihr Mitdenken und Mitmachen, für lobende aber auch kritische Rückmeldungen. Ich würde mich freuen, wenn Sie forumKirche weiterhin treu bleiben.

Detlef Kissner


«Neue Horizonte»

«Caminando se hace camino», sagten die Spanier. Zu deutsch: «Der Weg entsteht im Gehen.» Und das Unterwegssein gehörte irgendwie zu meinem Leben: beim Pilgern, das mich in den letzten Jahren auf die verschiedensten Pilgerwege führte, aber auch im beruflichen Leben, wo es mich verlockte, für die letzten zehn Jahre meines Berufslebens noch einmal etwas Neues anzufangen beziehungsweise zu meinen Wurzeln oder zu meinen eigentlichen Charismen zurückzukehren. Denn die Sprache und die Bücher prägten meine Welt seit der Kindheit, später im Studium der Germanistik und der Theologie in Innsbruck und Tübingen, wohin es mich wegen Hans Küng und dem Dialog von Religion und Literatur zog. Sodann beim Büchermachen im Innsbrucker Tyrolia-Verlag, wo ich das religiöse Programm betreute. Zuletzt arbeitete ich über zehn Jahre lang als Deutschlehrer an der Handelsakademie in Feldkirch.

«Blättle machen, des isch eh dins», meinte die Cousine. Die Mama war skeptischer, mit ihren 87 Jahren empfand sie jede Veränderung als Zumutung: «Bi der Chile schaffe? Mein Gott, Bua, mit der Chile gohts abwärts!» «Nit immer, nit überall», dachte ich mir. Und «mängisch» gab es ja Überraschendes und Neues fing an.

Das liebte ich an diesem Beruf, dass er mir die Möglichkeit gab, ruhig zuzuhören, Leute anzusprechen, neugierig Fragen zu stellen. Das war die Botschaft des Küsters Mosche, wie sie der junge Elie Wiesel in Siebenbürgen erfahren hatte: «Der Mensch erhebt sich zu Gott, durch die Fragen, die er an ihn stellt.» Vorerst wohnte ich in Konstanz, das klang irgendwie vertraut, war doch schon der heilige Gebhard, der wie ich in Bregenz aufgewachsen war, vor 1'000 Jahren nach Konstanz gezogen. Und wenn ich morgens über Berg nach Weinfelden fuhr, öffnete sich ein weiter Blick übers Thurtal hin zu den Bergen des Alpstein.

Auch Begegnungen können neue Horizonte eröffnen. Papst Franziskus erinnerte in diesen Tagen die katholischen Medienleute aus Frankreich: «Kommunizieren heisst für uns, in der Welt zu sein, um sich um den anderen, um die anderen zu kümmern; es heisst, allen alles zu sein.» Ein ziemlich hoher Anspruch, «katholisch» eben, nämlich allumfassend. Eigentlich hatte ich noch nie eine so schöne und so tiefe Umschreibung für meinen Beruf gehört. Vielleicht ging es ja doch nicht nur abwärts in der Kirche? Ich freue mich auf meine neue Aufgabe im Thurgau.

Klaus Gasperi

Verabschiedung Detlef Kissner
Quelle: M. Bilgeri
Detlef Kissner bei seiner Abschiedsrede.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Wechsel bei forumKirche
Quelle: M. Bilgeri
Klaus Gasperi (link) und Detlef Kissner hören gespannt den Versen von Gaby Zimmermann zu.

Kommentare

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Rolf Molls

29.01.2024, 14:17

Herzlich willkommen in der Schweiz, im Thurgau und in der redaktionellen Leitung von forumKirche!

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