Wer in der Bibel (Einheitsübersetzung) nach dem Begriff "Auge" sucht, erhält 98 Treffer. Wenn man hingegen alle Begriffe mit dem Begriffsbeginn "Auge*" anzeigen lässt, sind es sogar 962 Schriftbelege. Somit ist das ein in der Bibel häufig vorkommender Begriff.

Bereits in der Erzählung vom Paradies (Gen 3) spielt das Auge eine wichtige Rolle. Denn wer von der Frucht im Garten isst, dem gehen die Augen auf. Adam und Eva taten dies und ihnen wurden ihre Augen geöffnet, so dass sie erkannten, dass sie nackt waren. Zuvor waren sie sicher nicht blind und das "Sehen" meint ihr eine "tiefere Erkenntnis".

Sowohl bei Jesaja (Jes 6,10) als auch in den Psalmen (Ps 115,5) ist die Rede davon, dass Menschen Augen haben und doch nicht sehen. So sind die Sehenden doch wie mit Blindheit und damit Unkenntnis geschlagen. Wahre Erkenntnis zeigt sich deshalb nicht nur mit dem "einfachen Blick des Auges", sondern mit einer anderen Einsicht.

Im letzten Buch der Bibel, in der Offenbarung des Johannes, steht gegen im vorletzten Kapitel, dass Gott alle Tränen von den Augen abwischen wird (Offb 21,4).

Einerseits geht es in der Bibel um das Sehen an sich. Das Auge als Organ ist wichtig für die Wahrnehmung. Mit dem Sehen wird aber nicht nur die Wahrnehmung verbunden, sondern auch die Erkenntnis Gottes und das Verinnerlichen des Geschauten. Andererseits ist es Gott, der den einzelnen Menschen sieht. Dieses Anschauen ist ein "Wahrnehmen" des Einzelnen im Sinne von Wertschätzen und "nicht übersehen". In den Evangelien ist es Jesus, der die Menschen anschaut und Blinden wieder das Augenlicht verleiht.

Im aaronitischen Segen (Num 6,24-26) steht zwar nicht das Auge, sondern das "Angesicht"; aber damit ist das gleiche gemeint: Möge Gott dich segnen und seine Augen über dich wachen lassen; möge er dich nicht aus seinen Augen verlieren.

Vielleicht ist das ein Aufruf auch an uns, unsere Mitmenschen nicht aus dem Blick zu verlieren, dorthin zu schauen, wo niemand mehr hinschaut und tiefer zu schauen, bis hinein ins Herz. So handeln wir quasi göttlich und richten nicht nach dem "Augenschein" (vgl. Jes 11,3), der nur das Oberflächliche sieht und nicht das Tiefgründige.

Auge
Quelle: pixabay

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